Theaterprojekt ÜberGrenzen – Wir im anderen

In diesem Theaterprojekt, das bereits seit 2017 umgesetzt wird, arbeiten wir mit Zuwanderinnen und Zuwanderen aus Krisen- und Kriegsgebieten sowie anderen Ländern und auch Einheimischen zusammen.

Unsere bisherigen Stücke:

  • Die Zehn Gebote (2016)
  • Zero (2017)
  • Ödipus auf Kolonos – Wir sind nicht Dein Projekt (2018)
  • Babylon (2019/2020)
  • Olympia (2020/2021)
  • UNDINE (2022)

NATHAN

frei nach Gotthold Ephraim Lessing

– Ein Theaterstück mit Zuwander:innen und Einheimischen –

Premiere am Donnerstag, den 29.06.2023 | 19:00 Uhr
im Gustav-Adolf-Saal der Kulturkirche St. Jakobi

Weitere Vorstellungen am Samstag, den 01.07.2023, um 19:00 Uhr sowie am Sonntag, den 02. Juli 2023, um 18:00 Uhr.

Nathan, ein Jude, arbeitet als Sozialpädagoge im Gefängnis. Während er mit einem der Insassen philosophiert, brennt sein Haus ab. Niemand weiß, ob das Feuer gelegt wurde und zwei Neonazi-Brüder dafür verantwortlich sind. Doch Nathan wäre nicht der Weise, würde er sich darüber ein Urteil erlauben.

Lessings Drama verliert leider nie an Relevanz, doch erzählen wir die Geschichte ein wenig anders. Verschiedenste Charaktere, die im Hier und Jetzt verankert sind und aus Stralsund oder aus jeder anderen Stadt kommen könnten, treffen aufeinander. Im Mittelpunkt stehen die kleine Marwa, Nathans Adoptivtochter und Muslima, die von Leo, einem Neonazi aus dem Feuer gerettet wurde. Auch in unserem Stück geht es um scheinbar unüberwindbare kulturelle Grenzen, die sich Menschen oft willkürlich setzen, weil sie unterschiedlich glauben, verkorkste Weltanschauungen haben und tradierte Vorurteile verinnerlichen. Schafft es die kleine Marwa, diese Grenzen aufzulösen und die Mauern im Kopf der anderen zu durchbrechen?

Mit choreografischen und performativen Elementen auf der Bühne und auch mit filmischen Sequenzen auf der Leinwand setzen sich unsere Darstellerinnen und Darsteller mit Lessings (Zünd)Stoff künstlerisch auseinander. Sie selbst sind verschiedenster Herkunft und Religion, sprechen unterschiedliche Sprachen, haben unterschiedliche soziale und kulturelle Backgrounds. Durch die Arbeit am Stück im Rahmen des Theaterprojektes „Über Grenzen“- Dialog-Labor sind sie Freunde geworden, zu einem Ensemble zusammengewachsen und haben gemeinsam die riesige Herausforderung angenommen, NATHAN … zu inszenieren.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Rückfragen und Reservierungen unter der Telefonnummer: 03831-30 96 96 oder 0173-388 05 25 bzw. Email: jakobi.kultur@kdw-hst.de.

UNDINE

frei nach Motiven des Kunstmärchens Friedrich de la Motte Fouqué

Undine – Fouqués Heldin wurde rasch zu einer Figur der Weltliteratur, die in unterschiedlichen und zahlreichen Variationen, wie Oper, Film und Erzählung nach wie vor lebendig ist. Im Mittelpunkt der Inszenierung steht die Auseinandersetzung mit dem Fremden und Unbekannten, in denen die Grenzen zwischen Natur und Zivilisationen verschwimmen und eine fantastische Parallelwelt geschaffen wird. Darin folgt die Protagonistin Undine, weder ganz Natur noch Geist mit ihren sonderbaren Kräften, ihren eigenen Gesetzen, welche auf den Menschen beängstigend und zugleich anziehend erscheint. In dem Wunsch zu einer einzigen Welt zu gehören und der Sehnsucht nach einer Seele, um dadurch Unsterblichkeit zu erlangen, geht sie eine Liebesverbindung mit einem Menschen, dem Ritter Huldbrandt von Ringstätten, ein und bekommt nicht nur Zugang zum irdischen Leben, sondern auch zum irdischen Leid.

So beginnt die Erzählung einer Liebe auf Leben und Tod, in einer armen Fischerhütte eines alten Ehepaares und ihrer Ziehtochter Undine auf einer abgeschiedenen Landzunge. Doch die kleine Insel des Glücks wird irgendwann zu eng. Das junge Paar zieht in die Stadt. Aber mit dem Einzug in die Zivilisation beginnen auch die Probleme. Natur und Kultur treffen aufeinander. Das Element Wasser als Naturgewalt, mal ein reißender Strom, mal tief abenteuerlich und unergründlich wie das Meer oder sanft wie ein Bach, durchzieht dabei wie ein roter Faden die Geschichte und ist Spiegel Undines Sehnsucht und Stimmung, aber auch Symbol des Menschen im Umgang mit der Natur und seiner Entfremdung, bedrohlich – archaisch – warnend.

Das Theaterensemble ÜberGrenzen nehmen sich in ihrem neuen Theaterstück UNDINE diesem Meisterwerk der romantischen Erzählung Fouqués an. Dabei sind Fragen nach Heimat und Identität, die Auseinandersetzung mit dem „Anderssein“ ebenso leitend als auch das Menschsein in aufwühlend unbeständigen Zeiten.

Olympia

nach Motiven Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann

– Ein Theaterstück mit Zuwander:innen und Einheimischen –

In ihrem neuen Theaterstück Olympia nehmen sich Spielerinnen und Spieler innerhalb des Theaterprojektes “ÜberGrenzen” E.T.A. Hoffmanns düstere und rätselhafte Erzählung Der Sandmann an.

Der Epoche der Romantik zuzuordnen, nicht minder auch der “schwarzen Romantik”, erweist sich in der Erzählung Der Sandmann das Unheimliche als Synonym der Mehrdeutigkeit der Welt zwischen Rationalität, Aufklärung und innerer Traumwelt, welche die Angst vor Mechanisierung des Menschen widerspiegelt.

Nathanael, als Kind durch den mysteriösen Tod des Vaters traumatisiert, glaubt im Wetterglashändler Coppola dessen Mörder Coppelius wiederzuerkennen. Hin- und hergerissen zwischen dem Leben als Dichter und als Student der Naturwissenschaft verliebt er sich statt in eine Frau in eine roboterhafte menschlich aussehende Puppe und versinkt schließlich im Wahnsinn. Die Furcht vor Identitätsverlust im Angesicht eines Doppelgängers und die Begegnung mit einem perfekten Menschen oder Automat ist Ausdruck und Irritation der Moderne, welches sich hier mit wissenschaftlich magischem Denken verknüpft und sich als rätselhafter Widerspruch inszeniert.

Das neue Theaterstück Olympia spannt so den Bogen aus der Romantik jener Zeit in das Heute. Es stellt einerseits Fragen angesichts des unaufhaltsamen Fortschritts im Zeitalter der Digitalisierung und dessen verheißendem Glück und ist ebenso Ausdruck nach dem Streben und dem Wunsch eines Idealselbst als subjektive Erfahrung, welche sich schon jetzt im Alltäglichen präsentiert.

Babylon

Ein Theaterstück mit Zuwanderinnen und Zuwanderern

Babylon ist ein Theaterstück, welches das Scheitern der Sprache als Ordnungsprinzip an ihrer Vieldeutigkeit in den Mittelpunkt stellt. Sprache kann zugleich vereinheitlichen, aber auch dem Einzelnen selbst Ausdruck verleihen. In den aktuellen Diskussionen von Integration, Identität und Zusammenleben, muss sich jedes Argument an dieser Dialektik bewähren.

Babylon – einst eine Stadt am Euphrat, gilt seit vielen Jahrhunderten als Wiege der Zivilisation und Ursprung der Gelehrsamkeit, als Megapolis – aber auch als Ort menschlicher Hybris, der Tyrannei und Dekadenz – ein urbaner Moloch mit monströsen Bauwerken in dessen Schmelztiegel Völker unterschiedlichster Religionen und Bräuche friedlich zusammenlebten. Ein dichter Strom aus historischen Phänomenen, Legenden und Fiktionen formt bis heute ihr Bild und ist Analogie zeitgenössischer Interpretationen.

In ihrer dritten Inszenierung versuchen Spielerinnen und Spieler des Theaterprojektes ÜberGrenzen, dem Mythos Babylon als Metapher für Zerfall und Verrohung beruhend auf der Überlieferung der Genesis auf die Spur zu kommen. Dabei bedienen sie sich einer fiktiven Liebesgeschichte, welche aus dem unvollendeten Bau des Turms zu Babel entspringt und sich den Hürden des Verständnisses von Sprache stellen muss.

Da ist zum einen eine junge Frau Maria, die zwischen ihrem Recht auf Freiheit und Willen zur Selbstbestimmung hin und her schwankt, ihr gegenüber, ein junger Mann, dem es auf der Suche nach Glück und Verheißung in die Stadt Babylon zieht. Doch beide vertreten unterschiedliche Vorstellungen von Liebe. Für den jungen Mann besteht sie aus Zärtlichkeit, Hingabe und Einzigartigkeit, während sie für Maria nur spontane Sinnlichkeit ist.

Kontakt

Kreisdiakonisches Werk Stralsund e.V.
Kulturkirche St. Jakobi
Einsatzstellenleitung: Dr. Franz Triebenecker
Jacobiturmstraße 28a
18439 Stralsund
Email: jakobi.triebenecker@kdw-hst.de

Projektverantwortung: Anja Marz
Tel.: 038 31 – 30 96 96
Fax.: 038 31 – 30 96 97
Email: jakobi.kultur@kdw-hst.de